Klaus-Peter Wolf über die Verfilmung von Ostfriesengrab

Zwei, die gut miteinander können (Foto: Privat)

Für Klaus-Peter Wolf fängt das Jahr 2020 gleich gut an: Noch vor dem Erscheinen von „Ostfriesenhölle“ (20.02.2020) und „Rupert Undercover – Ostfriesische Mission“ (18.06.2020) läuft im ZDF die Verfilmung von „Ostfriesengrab“ (15.02.2020), die natürlich auch in der Mediathek abgerufen werden kann.
Uns hat der Bestsellerautor erzählt, warum ihn Julia Jentsch als neue Ann Kathrin so tief beeindruckt hat, weshalb Udo Samel Platt sprechen durfte, obwohl das in den Romanvorlagen unüblich ist und was er, Wolf, am Set wirklich macht.

Lieber Klaus-Peter Wolf, bei „Ostfriesengrab“, der vierten Verfilmung eines Romanes aus der Ann Kathrin Klaasen-Reihe kommt einem unwillkürlich Donna Leons „Brunetti“ in den Sinn. Dort wie hier gab es nach den ersten Folgen einen Wechsel bei der Hauptfigur. Für die Fans der Ostfriesen-Krimis bedeutet das zwar einen Abschied von Christiane Paul, aber gleichzeitig eine nicht minder gelungene Besetzung der Rolle mit Julia Jentsch.

Was schätzen Sie an der vielfach preisgekrönten Wahl-Schweizerin am meisten? Wo hat sie den Ton „Ihrer“ Ann Kathrin am besten getroffen?

Ich habe Julia Jentsch zum ersten Mal als Sophie Scholl gesehen. Da bin ich auf die Schauspielerin aufmerksam geworden und habe ihren weiteren Weg verfolgt. Sie war für mich immer eine mögliche Ann Kathrin Klaasen. Ich finde, sie hat ihre Arbeit ganz hervorragend gemacht. Sie hat sich sehr mit der Rolle auseinandergesetzt.
Ann Kathrin Klaasen ist eine vielschichtige Figur. So war mir klar, dass bei einem Wechsel der Darstellerin andere Facetten von Ann Kathrin betont und herausgespielt werden. Dies ist ein für mich sehr spannender Prozess, den ich ja aus der Nähe miterlebe. Wie viele Schauspieler haben James Bond gespielt? Und fast jeder Zuschauer hat einen Lieblingsdarsteller, der zu seiner eigenen Biografie gehört. Ich lege ja auch großen Wert darauf, dass immer wieder neue – junge – Regisseure die Chance bekommen, ihre Vision meiner Geschichte, meiner Figuren, zu zeigen.

Die Arbeit mit Julia Jentsch war eine große Freude. Ich habe in ihr sofort meine Ann Kathrin wiedererkannt. Ich hoffe sehr, dass die Fans sie annehmen werden. Bei der Kinopremiere in Norden war das so.

Großen Respekt habe ich bekommen, als ich Julia Jentsch am ersten Drehtag gesehen habe, den sie gemeinsam mit Andreas Euler hatte. Es war gleichzeitig der Cameo-Auftritt von Bettina Göschl und mir. Es ist eine hochemotionale Szene, Ann Kathrin wurde von ihrem Chef Ubbo Heide suspendiert und ihr Nachbar, der Maurer Peter Grendel, tröstet sie draußen vor der Tür. Bettina und ich winken ihr.

Für die Leser der Romane und für die Zuschauer hat Ann Kathrin Klaasen eine lange, tiefe Beziehung zu Peter Grendel. In der Wirklichkeit des Drehs lernt Julia Jentsch den Schauspieler, der Peter Grendel spielt, aber erst Minuten vorher kennen. Dann so zu spielen, dass ich ihr die tiefe Beziehung abnehme, das ist große Schauspielkunst.

Ein weiterer, höchst renommierter Mime, ist ebenfalls in „Ostfriesengrab“ zu sehen: Udo Samel.

Obwohl tatsächlich in Trier geboren, spielt er einen Künstler, der in seine Heimat Ostfriesland zurückkehrt. Dabei adressiert er sein Publikum in Platt.

Wie schlägt er sich dabei? Als mit ganzem Herzen begeisterter Wahl-Ostfriese können Sie das doch bestimmt beurteilen?

Udo Samel ist ein großartiger Theaterschauspieler. Im Moment Ensemblemitglied am Burgtheater in Wien. Seine Besetzung zeigt mal wieder, wie gut das hochklassige Casting der Schiwago-Filmproduktion ist. Da macht man sich über alle Rollen lange Gedanken und versucht, sie erstaunlich hoch zu besetzen.
Ich finde, dass Udo Samel seinen Job wunderbar macht, ich glaube ihm den egozentrischen Künstler, der ganz in seiner Welt lebt und nicht immer mitkriegt, was um ihn herum geschieht. Das Verhältnis zu seiner Tochter ist zerrüttet und liegt in Schutt und Asche.

Ich selbst bin eigentlich dagegen, dass in meinen Filmen Platt gesprochen wird. In meinen Romanen ist es auch nicht so. Diese Anbiederung an Ostfriesland mache ich nicht und ich muss natürlich auch daran denken, dass meine Bücher nicht nur in Ostfriesland von Ostfriesen gelesen werden, sondern dass man sie im ganzen Land verstehen muss. In der erwähnten Szene kommt es gar nicht darauf an, dass Udo Samel richtig Platt spricht, sondern es soll ja gerade seine platte Anbiederung ans Publikum demonstriert werden. Da man in jedem Dorf ein anderes Platt spricht, kann ich das nicht beurteilen. Einige meiner Freunde machen plattdeutsche Lieder, schreiben plattdeutsche Gedichte oder Kommentare – keiner von ihnen hat protestiert.

Kein Wetter zu stürmisch für einen Besuch am Set (Foto: privat)


In jeder der Verfilmungen hatten Sie und Ihre Ehefrau bisher einen kleinen Gastauftritt. Diesmal dürfen Sie der ziemlich gebeutelten Kommissarin mit einem fröhlichen Gruß aus dem Nachbargarten ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Wie fühlt es sich an, eine echte Rolle im selbst ersonnenen fiktiven Krimi-Kosmos einzunehmen?

 

Das hat uns Hitchcock eingebrockt und nachdem Bettina und ich beim ersten Mal dabei waren, war klar, dass wir es auch bei den weiteren Filmen, wenn die Termine es zulassen, so machen werden. Von den Fans wird dies als Statement verstanden, dass ich mit den Verfilmungen einverstanden bin. In ‚“Ostfriesengrab“ ist es ja geradezu unsere Begrüßung der neuen Hauptdarstellerin.
Ich bin viel beim Dreh dabei, falls ich nicht auf Tournee bin. Ich habe einen Beratervertrag mit der Filmfirma und ich berate sie wirklich. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich als Drehbuchautor viele Fernsehfilme gemacht, u.a. für „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Bei den Verfilmungen meiner Romane mische ich ja nicht erst seit den Ostfriesenkrimis mit. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich mein halbes Leben am Set verbracht. Einiges von der Erfahrung bringe ich auch in Ostfriesland ein. Es ist eine Freude für mich und ein großes Vergnügen, mit Menschen zusammen zu arbeiten, die mit solcher Leidenschaft dabei sind. Wenn ich sehe, wie Christian Erdmann als Weller oder Barnaby Metschurat als Rupert sich in ihre Rollen wühlen, sich von meinen literarischen Figuren inspirieren lassen und sie mit ihrer Schauspielkunst lebendig werden lassen, das ist schon ein großes Glück für mich.

Es gibt weitere Absprachen mit dem ZDF und der Schiwago-Filmproduktion. Das Spiel geht weiter.

2 Antworten zu “Klaus-Peter Wolf über die Verfilmung von Ostfriesengrab”

  1. Simone Matzies

    Ich fand den Film mega spannend. Sehr ansprechend. Und die neuen Gesichter haben mich überzeugt. Macht einfach so weiter wie bisher. Ich seit Spitze

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