Das Buch direkt bei Amazon bestellen Germund Mielke
Die verflixten Fälle aus Ägypten

Metz-Verlag gebunden
ISBN 3-927655-39-2
(Kinder ab 10)

Nach Beendigung seiner Amtszeit als Ädil in Pompeji wird der Onkel von Julia und Marcus als Sonderbeauftragter auf Reisen geschickt.
Die Fälle führen ihn nach Ägypten, wo er sich um ein gefälschtes Testament und eine geraubte Erfindung kümmern muss. Er klärt einen Diebstahl auf dem Nil und Grabräubereien im Tal der Könige auf. Ein falscher Verdacht führt ihn zu den Einbalsamierern und beim Tempelbau deckt er den Betrug mit Steinen auf.
Julia und Marcus stehen ihrem Onkel wie immer tatkräftig zur Seite. Auf den Spuren der jungen Detektive lernt man so einiges über das Alltagsleben der Ägypter im Jahre 60 nach Christie Geburt kennen.
Um den Überblick über den Reiseweg der drei Spürnasen zu behalten, ist ein farbiger Plan von Theben beigefügt.

Rezension:
Was hier unter dem "Deckmantel" eines Krimis in antiker Kulisse daherkommt, ist vielmehr ein hervorragendes Geschichtsbuch im ansprechenden Gewand, das auch dem größten Historienmuffel dazu bewegen wird, sich mit Fakten und Ereignissen aus längst vergangenen Tagen auseinander zu setzen.
Detailreiche Illustrationen informieren etwa über die Bedeutung einzelner Hieroglyphen oder die politische Lage, sowie die Verwaltungsordnung im alten Ägypten.
Die Fälle zum Mitraten (die Auflösungen finden sich ganz hinten vor dem Glossar der wichtigsten Begriffe von "Ädil" bis "Sphinx") sind dabei (fast) nur schmückendes Beiwerk - wobei das letzte Rätsel mit dem Titel "Die Suche" dem Leser schon einiges abverlangt (es gilt, wie bei einer Schnitzeljagd, bestimmten Hinweisen auf im Buch verstreuten Landkarten zu folgen - alles auf einer großen Übersichtskarte, die es als "Extra" lose zum Krimi dazu gibt, und schließlich die den Ergebnissen zugeordneten Buchstaben zu übersetzen).
Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Episoden ist insgesamt mittel - doch das eine oder andere wird auch den versierten Krimifreund ein wenig länger beschäftigen.
Letztlich sind es aber vor allem die in den Texten enthaltenen "Zusatzinformationen", welche die Lektüre in jedem Kapitel immer wieder spannend macht - so erfährt der Leser etwa, wie Einbalsamierer arbeiten, um die Verstorbenen unversehrt bestatten zu können und was Enkaustikmalerei ist (eine Technik, bei der mit erwärmten Wachsfarben gearbeitet und modelliert wurde - meist wurden so die Toten auf den Deckeln der Sarkophage abkonterfeit, in idealisierter Form versteht sich ...).
Besonders informativ für die Zielgruppe:
In "kulinarischer" Hinsicht sicherlich die Tatsache, dass bereits die alten Ägypter Kaugummi für einen frischen Atem kannten - er bestand aus Mastix, einem Harz, das aus der Pistazienpflanze gewonnen wird.
Ob allerdings jeder Teenager Lust hätte, sich modisch auf ein solch antikes Niveau zu begeben, ist fraglich - vor allem bei typisch mitteleuropäischen Temperaturen. Denn damals hatten Kinder einen völlig kahl rasierten Kopf bis auf eine einzelne Haarlocke seitlich am Kopf, die sogenannte Jugendlocke.
Noch viel viel mehr gäbe es zu nennen, an kuriosen und wissenswerten Details - aber das würde mit Sicherheit den Rahmen der Rezension sprengen.
Nur soviel sei noch gesagt: Lohnenswert würden die Anschaffung des Buches allein schon durch die jedem Kapitel vorangestellten Landkarten, vor allem aber die liebevollen Zeichnungen der beteiligten Figuren, die jeden - egal ob armer Schlucker, Verwaltungsangestellter, Tatverdächtiger oder kleiner Ganove - mit einem Augenzwinkern so lebendig werden lassen, dass sie förmlich aus dem Buch herausspringen.

Miss Sophie