Carlo Lucarelli

geboren 1960 in Parma, Italien, lebt in Mordano bei Bologna.
Schon als Kind faszinierten den Hobbykoch Theater und Literatur - er sah den "Hamlet" und war von der Schädel-Szene absolut fasziniert; dann entdeckte er Edgar Allan Poe in der Bibliothek seines Vaters und es war um ihn geschehen.
In der Schule konnte sich Lucarelli stets über gute Noten in Italienisch freuen, kein Wunder, hatte er doch schon als Jugendlicher das Medium des Schreibens für sich entdeckt.
Während seines Studiums in Literatur und Geschichte, das er zwar mit Begeisterung, aber nicht übereilt betrieb, beschäftigte sich Lucarelli sehr intensiv mit der Zeit des Faschismus in Italien. Dies war der Grund, warum er für seine Magisterarbeit das Thema wählte "Das Bild der Polizei gesehen aus der Warte der Antifaschisten". Im Rahmen der Recherchen für diese Arbeit sprach er mit einem Polizeibeamten, der schier Unglaubliches zu berichten hatte. War er doch in seiner vierzigjährigen Dienstzeit (von 1941 bis 1981) nicht nur einmal, sondern zu Anfang fast im Jahresrhythmus gezwungen, frühere Kollegen und Dienstherren zu bespitzeln und zu verhaften. Erst ging es gegen die Antifaschisten, dann waren korrupte Faschisten an der Reihe, danach alle Faschisten und schließlich die Partisanen, in deren Diensten er ebenfalls gestanden hatte. Jeder politische Machtwechsel brachte für diesen Mann eine Veränderung um 180 Grad mit sich, die der Beamte in seiner Eigenschaft als Staatsdiener mit stoischer Gelassenheit als gottgegeben akzeptierte.
Dies alles fand Lucarelli so spannend, dass er diese Situation zum Auslöser nahm, seinen ersten Roman zu schreiben - "Carta bianca" (Freie Hand für De Luca), der ihn fast sofort nach Erscheinen 1990 ganz nach oben in die Gunst der italienischen Krimifans brachte.
Auch Lucarellis zweiter Anlauf, seine Abschlussarbeit zu vollenden, mündete (wieder aufgrund von Material, das er zu Recherchezwecken gesichtet hatte) in einen Roman - "L'estate torbida" (Der trübe Sommer). Auch dieser war wieder in der Nachkriegszeit angesiedelt und hatte als Protagonisten den Kommissar De Luca.
Danach gab der Langzeitstudent seine akademischen Bemühungen auf, um sich der Karriere als Schriftsteller und tausend anderen Aktivitäten zu widmen.
So schreibt das Multitalent Theaterstücke (viele Komödien), Comics, Hörspiele und ist gefragter Drehbuchautor für Film und Fernsehen.
Daneben hat er fast zwanzig Romane, Sachbücher und Kurzgeschichtenbände für Erwachsene und Kinder verfasst (die teilweise verfilmt, teilweise gar zu Theaterstücken adaptiert wurden). Dabei hat er höchst unterschiedliche Serienhelden gewählt, die jeweils in mehreren seiner Werke auftreten dürfen: Neben De Luca (Protagonist auch vom vielfach preisgekrönten "Via delle Oche" 1996 - Der rote Sonntag) sind dies Sovrintendente Coliandro, ein tollpatschiger Looser mit deftiger Sprache, dem es trotz aller Widrigkeiten gelingt, Fälle zu lösen, an denen andere gescheitert sind (was ihm persönlich aber genau gar nichts bringt - weder eine Beförderung noch eine andere Form der Anerkennung und schon gleich gar nicht den ersehnten Erfolg bei Frauen). Und Inspektor Grazia Negro, aus Apulien nach Bologna versetzt und somit direkt an zwei Fronten benachteiligt - als Frau in einer Männerdomäne und als Süditalienerin - die sich dennoch bravourös schlägt, wenn es darum geht, psychopathische Mörder zur Strecke zu bringen ("Lupo Mannaro" 1994, "Almost Blue" 1997 - Der grüne Leguan, "Un giorno dopo l'altro" 2000 - Der Kampfhund).
Doch nicht nur auf literarischem Parkett ist der umtriebige Lucarelli in vielfältiger Weise aktiv - etwa als Gerichtsreporter und Journalist, Mitbegründer des "Gruppo 13", einem Zusammenschluss von dreizehn Krimiautoren aus der Region Emilia-Romagna und damit der ersten italienischen Schriftstellervereinigung des Genres, als Dozent für kreatives Schreiben in der renommierten Akademie "Holden" und im Gefängnis von Padua oder als Herausgeber der Internet-Zeitschrift "Incubatoio 16", sondern er hat sich auch im Fernsehen etabliert.
Millionen von Zuschauern ist der sympathische Bartträger seit Jahren als Moderator von "Mistero in Blu", "Blu notte" "Blu notte misteri d'Italia" ein Begriff. Dabei werden - meist ungelöste - reale Verbrechen mit Schauspielern nachgestellt; Verbrechen, die Lucarelli und sein Team selbst nachrecherchiert haben.
Wenn ihm dann noch Zeit bleibt, singt er (miserabel, wie er selbst sagt) in einer Post-Punk-Band.
Was es sonst noch über Carlo Lucarelli zu wissen gibt, der nach eigenem Bekunden für ein Buch acht Monate, für eine Kurzgeschichte zwei Wochen braucht und vorwiegend am Nachmittag arbeitet, weil er morgens erst langsam in die Gänge kommt und nachts nicht gerne schreibt, das gibt es nachzulesen zum Beispiel auf der Webseite, die seit dem Jahr 2000 von Simone Spanio (Jahrgang 1976) betrieben wird. Neben ausführlichen Infos zu Biografie, Bibliografie, und allem, was sich im Netz und auf Papier von und über Lucarelli findet, gibt es einen Terminkalender, die aktuellsten News und als besonderes „Bonbon“ einen wöchentlichen Chat (immer sonntags um 22.00 Uhr), bei dem sich nicht nur die Fans austauschen, sondern zuweilen auch der Meister selbst seine Meinung kund tut.
Doch Spanio ist nicht der Einzige, der seinem Lieblingsautor viel Zeit, Arbeit und eine Webseite gewidmet hat. Dasselbe gilt für die "Pinguini nel sottoscala" ("Die Pinguine im Treppenverschlag", die sich diesen Namen gaben, weil er gleichzeitig ungewöhnlich, surreal, überraschend und witzig klingt und damit eine ebenso ungewöhnliche Literaturseite betreiben) . 2001 beschlossen die beiden Buchhändler Mauro Smocovich (geboren 1966) und Sacha Rosel (geboren 1974), dass es an der Zeit sei, die Internetpräsenz von Carlo Lucarelli, mit dem sie seit 1997 befreundet sind, zu verstärken und entwarfen eine sehr farbenfrohe Webseite für den Autor.
Neben einer umfangreichen Biografie (durchsetzt mit weiterführenden Links), einer Bibliografie, zahlreichen Verweisen auf Interviews, News, Kuriosa und einem Quiz gibt es dort eine sehr informative Sparte über die Präsentation Lucarellis und seiner Werke im Ausland.

Schüsse aus dem Walkman

Das Mädchen Nikita

Der trübe Sommer - Ein Fall für Commissario De Luca

Der grüne Leguan

Schutzengel

Der rote Sonntag - Ein Fall für Commissario De Luca

Freie Hand für De Luca und Der trübe Sommer - Zwei Fälle für Commissario De Luca

Die schwarze Insel

Der Kampfhund

Mafia alla Chinese

(Foto: WDR)