Interview mit Beatrix Gurian

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Beatrix Gurian (Foto: Erol Gurian)

Der Name dieser Frau ist nicht nur bei jungen Lesenden Garant für Spannung mit dem gewissen Etwas. Diesmal hat die Wahl-Münchnerin ihre gruseligsten Jugenderinnerungen aus dem Odenwald herangezogen, und zwar als Vorbild für den Schauplatz ihrer Geschichte rund um das Schicksal eines Heimkindes. Große Bedeutung haben auch die Fotos in „Stigmata“ – sie stammen von ihrem Ehemann, Erol Gurian, und sind weit mehr als reine Illustration, wie die Autorin im Interview verrät.

Frau Gurian, wann waren Sie das letzte Mal bei der Beichte?

Da ich evangelisch bin, war ich noch nie bei der Beichte, habe aber die Katholiken immer um die Möglichkeit beneidet sich ganz offiziell Vergebung für ihre Sünden holen zu können.

So muss man sich ja ganz allein mit seinen Verfehlungen abplagen…

Dennoch haben Sie mit “Stigmata” eine Geschichte ersonnen, in der Religiosität eine große Rolle spielt. Wie haben Sie sich in die Materie eingearbeitet?

Naja, nachdem Sie gerade die Beichte angesprochen haben… schon der Anblick von Beichtstühlen setzt meine Phantasie in Gang.

Ich bin gern in Kirchen, ich liebe die Schwingungen, die durch diese heiligen Hallen wabern, den staubigen, oft von welken Blumen durchsetzten Geruch, das Dämmrige, dem nur manchmal von einigen Lichtstrahlen ein goldener Schimmer verliehen wird, die flackernden Kerzen, deren Wachs schneller in den Sand fließt, als man eine Münze in Kasse werfen kann. Das leise Schlurfen der Besucher, all das Geflüster, das in den Kirchenhimmel steigt…

Außerdem recherchiere ich ganz klassisch durch lesen, lesen, lesen, ergänzt durch Gespräche mit Gläubigen.

Warum, denken Sie, ist Spiritualität für Jugendliche so ein großes Thema? Oder tatsächlich die katholische Kirche – Anfang August 2014 waren ja fast 50 000 Messdiener aus 26 deutschen Diözesen auf Wallfahrt in Rom.

Weil man ganz besonders in diesem Alter auf der Suche nach dem Sinn ist, allerdings suchen natürlich nicht alle in der Kirche, sondern an vielen Orten und Situationen.

Die Handlung ist ja untrennbar mit dem Los vieler Heimzöglinge in den sechziger und siebziger Jahren verknüpft – wie haben Sie sich über deren Situation informiert?

Durch Bücher, es gibt einige sehr bewegende, um nicht zu sagen verstörende Biografien von ehemaligen Heimkindern, die das, was in meinem Thriller passiert daneben wie einen Blümchenkrimi aussehen lassen.

Bei den Romanen, die Sie als Beatrix Mannel schreiben (ganz aktuell erschienen: “Der Klang der blauen Muschel” mit den Schauplätzen Samoa und San Francisco), begeben Sie sich zu Recherchezwecken immer direkt vor Ort.

Wie war das bei “Stigmata”, was ja auf einem einsamen Schloss spielt?

Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, wo es von alten, nur teilweise restaurierten Burgen und Schlössern nur so wimmelt. Ich komme von der Bergstraße, wo man übrigens auch die Burg Frankenstein finden kann. Ein nächtlicher Ausflug mit meiner damaligen besten Freundin gehört zu den gruseligsten Highlights meiner Jugend.

Wäre ein solches Schloss, ganz oben auf dem Berg – natürlich in restauriertem Zustand – ein Platz, an dem Sie es lange aushalten könnten? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Wenn es ein vernünftiges Bad hätte und W-LAN, warum nicht?

Aber es wäre sicher nicht mein Lieblingsort, die Berge, vor allem die ganz hohen Berge, wie die Alpen machen mir Angst, dort fühle ich mich nie so wohl wie am Meer, wo ich am liebsten leben würde.

Allerdings nicht auf einer einsamen Insel…

Wo Sie gerade die einsame Insel erwähnen, würden Sie Ihren Mann an Ihren Lieblingsort mitnehmen?

Mit ihm zusammen macht alles mehr Spaß, also natürlich, ja!

Diese Frage leitet sich auch aus der Tatsache ab, dass Sie für “Stigmata” zusammengearbeitet haben – denn die Fotos zur Geschichte stammen von Erol Gurian. War das das erste gemeinsame Projekt?

Nicht ganz, wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt, das war damals beim Bayerischen Fernsehen, da haben wir zwar zusammengearbeitet, aber nicht so kreativ wie jetzt.

Hatten Sie von Anfang an geplant, die für die Story so entscheidenden Fotos auch tatsächlich abzubilden?

Die Idee dazu entstand im Gespräch mit meiner Agentin und mein Mann war sofort Feuer und Flamme.

Welchen Einfluss hat Ihr Mann auf die Auswahl der Motive genommen und wie haben Sie Ihrerseits das Shooting begleitet?

Die Motive haben sich aus dem Roman heraus ergeben, manche habe ich aber ändern müssen, weil sie einfach kein schönes Bild ergeben haben. So wollte ich z.B. ein Bild auf dem Display eines Handys auftauchen lassen, aber das hatte überhaupt keine Tiefe, und auch keine Assoziationsfläche, so dass wir dafür dann gemeinsam ein anderes Motiv gefunden haben.

Es war sehr wichtig für mich, bei dem Shooting dabei zu sein, denn vor Ort haben sich manchmal noch neue andere Möglichkeiten ergeben, an die wir vorher nicht gedacht hatten. Und es ist sehr wichtig, dass der Fotograf die Freiheit hat, diesen Möglichkeiten nachzugehen, denn nur so können Bilder entstehen, die den „spirit“ haben, der berührt.

Wie sieht es künftig mit Gemeinschaftswerken von “Gurian & Gurian” (oder “Mannel & Gurian” – dann vielleicht aus weit weg-en Ländern?!) aus?

Das wäre toll, aber wir möchten nicht, dass Erols Fotos „nur“ reine Illustration sind, das bedeutet, es muss für uns einen zwingenden Grund geben, um Fotos in einem Roman zu platzieren.

Abschließend die Frage: Schon der Trailer von “Stigmata” ist so schaurig-schön gruselig … das schreit ja förmlich nach einer Verfilmung! Gibt es diesbezüglich vielleicht schon konkrete Pläne?

Noch nicht, aber das fänden wir alle natürlich großartig!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Mit Beatrix Mannel traf sich immer wieder gern Chefredakteurin Michaela Pelz im August 2014.

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