Charlotte Printz heißt eigentlich Beatrix Mannel und hat sich zwei wunderbare Heldinnen ausgedacht, die sich erst als (Halb-) Schwestern kennenlernen, dann zusammenraufen und als Privatdetektivinnen gemeinsam einen Fall aufklären müssen, bei dem es uner anderem um Gewalt in der Ehe geht.
Superspannend, streckenweise unglaublich lustig, aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Themen im Berlin der beginnenden Sechziger Jahre …
Charlotte Printz: Die rätselhafte Klientin
Band 1: Die Detektivinnen von Nachtigall & Co.
Verlag: dtv TB
ISBN: 978-3423218665
Berlin, 1961. Seit dem Tod ihres geliebten Vaters führt die 22-jährige Carla die Detektivagentur Nachtigall & Co. allein weiter. Die Auftragslage für weibliche Detektivinnen ist jedoch alles andere als rosig. Am Abend des Mauerbaus steht plötzlich die lebenslustige und chaotische Wally vor der Tür und behauptet, sie sei Carlas Halbschwester. Carla glaubt ihr kein Wort und setzt alles daran, Wally so rasch wie möglich wieder loszuwerden. Doch zu spät – schon bald mischt Wally bei den Fällen mit. Als eine Klientin wegen ihres gewalttätigen Ehemanns, einem angesehenen Architekten, Hilfe bei der Agentur sucht und bald darauf des Mordes verdächtigt wird, müssen die ungleichen Schwestern wohl oder übel zusammenhelfen.
Hier findet sich eine Leseprobe aus dem spannenden Auftakt zu einer neuen Serie um zwei smarte Detektivinnen
Besprechung:
Die Charlottenburgerin Carla ist tough – das muss sie auch sein, denn sie trägt große Verantwortung. Für die Detektei, die der Vater aufgebaut hatte und für die sie nach seinem tödlichen Unfall, ihr bereits zwei Jahre währendes Jurastudium aufgeben musste. Für ihre Mutter, eine Invalidin, an deren Zustand sie die Schuld trägt, was die fordernde Frau sie jeden Tag spüren lässt. Für ihre Tante, Schauspielerin, zwar ständig in Schwierigkeiten, aber gleichzeitig auch in der Lage, jeden mit ihren charmanten Lügen um den Finger zu wickeln. Und sogar für die 10-jährige Katrin von gegenüber, die so gern auch ein „Fräulein Sherlock Holmes“ werden würde.
Carlas größte Prüfung jedoch schneit parallel zu einem neuen Auftrag in ihr Leben: die ebenfalls in ihren frühen Zwanzigern befindliche Wally, Barfrau in der berüchtigten „Eden Bar“. Die junge Frau hat durch den Mauerbau über Nacht ihre Heimat im Osten der Stadt verloren. Sie ist chaotisch, unkonventionell, unglaublich liebenswert – und angeblich ihre Halbschwester. Manches spricht dafür, vieles dagegen – bis zuletzt wird die Leserin im Unklaren gehalten, ob die Beweise für das Doppelleben des Vaters echt oder nur sehr gut getürkt sind.
Doch trotz der Anfangsschwierigkeiten braucht Carla dringend Wallys Unterstützung und Fähigkeiten, als eine Klientin, die beim Erstbesuch über ihre unglückliche Ehe mit einem gewalttätigen Mann geklagt hatte, plötzlich unter Mordverdacht am Gatten steht.
Des Weiteren zu finden in diesem spannenden Roman, der nicht mit Gesellschaftskritik spart: Eine Pharmavertreterin, die die allererste Empfängnisverhütungstablette vertreibt. Kempinski-Chefcongierge Edgar, der nachts mit roter Perücke die Herzen des Barpublikums erobert. Der unglaublich gutaussehende und gewitzte Ex-Wachmann, jetzt Taxifahrer Bruno. Sogar Billy Wilder hat einen Auftritt.
Ein recherchestarker und bildgewaltiger Krimi mit Figuren, die man nicht mehr vergisst, der die Rolle der Frau wie auch die Herausforderungen in der geteilten Stadt verwebt mit einer hochspannenden Handlung, dabei Herz und Schnauze der Berliner nie außer Acht lässt …. Großartiger Auftakt für eine vielversprechende Serie!