Doppelinterview zu Online-Lesung Eßer – Turhan

Eigentlich hätten sich Angela Eßer und Su Turhan am Sonntag, den 24. Mai zum Frühstück getroffen.

Und das nicht etwa allein, sondern zusammen mit einem ganzen Saal voller Gäste.

Doch stattdessen werden die beiden nun online lesen.

Von 10:00-11:30 Uhr.

Einerseits schade, weil sie gerade den Kontakt mit dem Publikum besonders schätzen.
Gleichzeitig kommen aber auf diese Weise auch jene Fans des sympathischen Duos zum Zuge, die den Weg ins Kulturzentrum UBO 9 in München-Aubing nicht hätten antreten können, weil sie in New York, Rio, Tokio oder irgendwo anders auf der Welt daheim sind. Und das wiederum ist sehr schön.

Wir haben Angela Eßer und Su Turhan gefragt, worauf sie sich noch besonders freuen – und was die Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet, die sich über diesen Link schon angemeldet haben oder das noch schnell erledigen, so lange Plätze verfügbar sind.

Krimi-Forum: Ist es das erste Mal, dass es zwischen Euch beiden „ZOOM“ gemacht hat?

ANGELA: Ja, zum 1. Mal – es ist ja immer irgendwann mal das erste Mal ;)

SU: Das erste Mal vergisst man nie!

Krimi-Forum: Spaß beiseite … zum Arbeiten darf man sich ja auch mit „haushaltsfremden“ Personen im selben Raum oder auf derselben Bühne aufhalten.
Werdet ihr euch bei der Online-Krimilesung also im UBO 9 treffen, und das wird dann gestreamt?

ANGELA: Leider nein! Normalerweise wäre unsere Lesung dort gewesen und wir hätten mit den TeilnehmerInnen vorher gemeinsam gefrühstückt, nun werden wir am 24.5. jeder am eigenen PC sitzen. Aber wir freuen uns sehr darauf, auf diese Weise die ZuhörerInnen zu unterhalten.

SU: Ja, das ist schon sehr schade. In einem Raum zu sein, den Kaffeeduft, die frischen Croissants, Eier und Speck zu riechen … das stimulierende Element wird schon fehlen. Aber ich bin sicher, wir machen das auf andere Weise wett.

Krimi-Forum: Was genau wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer denn dann erwarten?

SU wird aus „Mordslust pur“ und eventuell noch anderen Paschas lesen. Bei dem weiß man nie so genau.

ANGELA: Ich werde eine Kurzgeschichte besteuern, aber natürlich werden wir uns auch unterhalten und ich nehme Su Turhan gerne ins Kreuzverhör!

Krimi-Forum: Die Spur führt laut Ankündigung nach Aubing … Was ist so reizvoll an diesem Stadtteil?

ANGELA: Aubing hat mit dem UBO 9 einen wunderbaren Ort, der für Lesungen wie geschaffen ist und vor allem hat uns Münchner Krimi-AutorInnen gefreut, dass wir zweimal im Jahr dort ein Krimifrühstück in Zusammenarbeit mit der MVHS anbieten können

Krimi-Forum: Ihr beide habt eine Affinität zur bayerischen Landeshauptstadt, wiewohl Wahl-Münchner Su Turhan in Straubing geboren ist und Krefelderin Angela Eßer, die eigentlich eher „um Augsburg herum“ wohnt, bekanntlich auch sehr häufig in der Pfalz zu finden ist. Was macht den Charme der Isarmetropole aus?

SU: Eine Lobeshymne auf die schönste Stadt Deutschlands anzustimmen, spare ich mir. Für mich entsteht der Charme durch die Menschen, die in München leben; wir sind aus aller Welt, wir sorgen für den Flair, das Mondäne, gleichsam Dörfliche. Tradition und Hightech treffen aufeinander. Aperol Spritz auf eine Maß Bier. Das mag ich an meiner Wahlheimat.

ANGELA: Dem kann ich nur zustimmen!

Krimi-Forum: Su Turhan hat mit „Tödliche Auszeit“ einen neuen „Kommissar Pascha“-Roman am Start, in dem es um die Münchner Sicherheitskonferenz geht.
Wenn man dich ließe: Würdest du dort gern einmal zu den versammelten Politikern sprechen? Und wenn ja, was würdest du ihnen sagen?

SU: Klar, warum nicht? Ich liebe Publikum! Wahrscheinlich würde ich nach einer herzzerreißenden Rede mit  etwas Abgedroschenem wie „Make love, not war!“ enden.

Krimi-Forum: Angela Eßer hat unlängst „Mord Töwerland“ herausgegeben, eine Anthologie, deren 18 Geschichten in Juist spielen. Warum eignet sich diese Insel besonders gut für Verbrechen?

ANGELA: Juist ist eine wunderschöne Insel, die ganz besondere Merkmale hat. Sie besitzt einen kilometerlangen weißen Sandstrand, ist autofrei und einzigartig: Sie lädt jedes Jahr Krimiautoren zu einem zweiwöchigen Stipendium ein.

Da alle AutorInnen der Anthologie in den Genuss eines solchen Stipendiums gekommen sind, kennen sich auf der Insel also hervorragend aus und haben sich – wie so viele – sofort in die Insel verliebt. Es war für sie alle eine Ehre, bei dieser Anthologie dabei sein, was mich ungemein gefreut hat. Jede Geschichte hat einen ganz eigenen Blick auf die Insel, die so ruhig und friedlich ist, dass dort Verbrechen kaum vorstellbar sind. Aber wir KrimiautorInnen finden ja immer etwas … ;)

Krimi-Forum: Vorletzte Frage: Zahlreiche Künstler haben die aktuelle Situation dafür verwendet, ganz besonders kreative Ideen zu entwickeln. Ihr auch?

ANGELA: Kreativ war ich nicht wirklich. Oder vielmehr: nicht weniger oder mehr als sonst auch. Da allerdings sowohl viele Lesungen, Seminare und Kurse, als auch die CRIMINALE (auf die ich jedes Jahr so gerne fahre, um KollegInnen zu treffen) ausfielen, habe ich das in Angriff genommen, was ich schon seit vielen Jahren vor mir hergeschoben habe: Rezepte sortieren. Aus allen Ecken des Hauses zusammengesammelt und in einen Ordner gepackt. Hat eine ganze Zeit gedauert, aber tatsächlich Spaß gemacht. Vor allem die Rezepthefte aus den 70ern noch einmal durchzublättern …

Und ich habe wieder angefangen zu meditieren. Durch einen Hinweis von Anna Loos bin ich auf die tägliche Instagram-Meditation von Aleksandar Jovanovic gestoßen und es war irre, morgens um 4.30 mit anderen, die ich gar nicht kenne, online zu meditieren.

Am meisten hat es mir allerdings Spaß gemacht, Bücher zu Krankenhäusern und Altenheimen zu bringen, was ich zwar jedes Jahr mache, nur in diesem Jahr war es noch wichtiger. Lesen kann man natürlich immer, wenn allerdings keine Besuche kommen dürfen, kann die Zeit doch ab und an lang werden. Lesen macht fit, hält fit – behaupte ich zumindest.

Und gerade, weil so viele KünstlerInnen in dieser für uns alle ungewöhnlichen Zeit so viele Dinge kostenfrei und online gemacht haben, wie Konzerte, Aufführungen, Lesungen, Chats mit Fans etc. wäre es nicht nur eine schöne Geste, sondern überlebensnotwendig, wenn die Bayrische Landesregierung sich hier für Unterstützung offen zeigen würde. Gerade heute habe ich per Zufall erfahren, wie ein Einzelhändler und ein Friseur die angekündigte Sofort-Hilfe auch sofort nach Beantragung bekommen hat, Künstler werden hier im Stich gelassen … als ob diese Berufsgruppe keine Ausgaben hätte. Traurig!

SU: Ich habe gemerkt, wie ich nicht unbedingt weniger kreativ, aber weniger produktiv geworden bin, viel an anderes gedacht und mich aufgrund der öffentlichen Diskussion über Systemrelevanz verleiten ließ, meine Arbeit in Frage zu stellen.

Zu schreiben ist meine Berufung, die sich mit Corona in ein anderes Koordinatensystem katapultiert hat. Mein persönlicher Lockdown ist es, meine Arbeiten auf einen Prüfstand zu stellen. Dieser Prozess hat für mich erst begonnen und ich hoffe, gestärkt und selbstsicher daraus hervorzugehen. Kultur, Kunst und Kreativität müssen ein hohes Gut in unserer Gesellschaft bleiben.

Darüber hinaus: ich habe als Schneiderhiwi mit der Familie Masken gemacht. Ganze 100 Stück für die Münchner Tafel und für Freunde. Abends in Akkordarbeit. Das bringt einen auf gute Gedanken!

Krimi-Forum: Und zum Schluss: Was würdet Ihr euch von den Lesungsbesuchern am Sonntag Vormittag wünschen? Ein spezielles Outfit? Zum Thema passende Frisuren? Interessante Fragen? Sollen sie jede*r ein Lied einstudieren und dann vortragen? 😉

ANGELA: Einfach sich mit uns freuen, dass – wenn auch auf ungewohnte Art – wir Ihnen ein Stückchen von dem zeigen können, was uns wichtig ist: Mit Publikum zusammen eine spannende, unterhaltsame Lesezeit haben!

SU: Viele Fragen würde ich mir wünschen! Egal welche! Das macht’s lebendig!

Krimi-Forum: Vor allem macht schon dieses Interview und die für die Fotoproduktion erfolgte, kleine ZOOM-Session so neugierig auf die Veranstaltung, dass man sich die Chance, noch einen Platz zu ergattern, wirklich nicht entgehen lassen sollte.

Hier noch einmal der Link zur Anmeldung.

Vielen Dank für die Antworten und viel Spaß am Sonntag!

 

Su Turhan
Tödliche Auszeit
Piper Verlag

In „Tödliche Auszeit“, dem siebten Band der originellen deutsch-türkischen Krimireihe um „Kommissar Pascha“ macht Su Turhan die Münchner Sicherheitskonferenz zum spannenden Hintergrund seines neuen Kriminalfalles. Für Kommissar Zeki Demirbilek und sein Team Migra wird es in „Tödliche Auszeit“ persönlich: Das Opfer ist mit einem Teammitglied verwandt, Zeki steckt in einer Sinnkrise, und es geht um den guten Ruf ihrer Stadt.

Aus. Schluss. Vorbei. Kommissar Pascha ist entschlossen, hinzuwerfen. Doch dazu kommt es nicht, als eine junge Polizistin, die zum Schutz der Münchner Sicherheitskonferenz in die Landeshauptstadt einberufen wurde, spurlos verschwindet. Zeki und seine Kollegen geben alles, um die Tat aufzuklären. Die Spuren führen in den Teilnehmerkreis der Sicherheitskonferenz – doch sicher ist bald niemand mehr …

 

Angela Eßer (Hrsg.)
Mords-Töwerland
Krimis von Juist
Gmeiner Verlag

Nadine Buranaseda, Gunnar Kunz, Christiane Franke, Elke Pistor, Susanne Kliem, Angela Eßer, Sandra Lüpkes, Jürgen Ehlers, Peter Godazgar, Carsten S. Henn, Tatjana Kruse, Gisa Pauly, Till Raether, Su Turhan, Regula Venske, Jan Zweyer

Kaum zu glauben, dass das idyllische Töwerland, wie die Nordseeinsel Juist auch genannt wird, dunkle Seiten haben soll. Doch achtzehn Krimiautorinnen und -autoren haben kreuz und quer über die wunderbare Insel gemordet, gestohlen und betrogen. Endlich wird das dunkle Geheimnis der Windharfe auf dem Otto-Leege-Pfad aufgedeckt, erfahren wir von einer tödlichen Bedrohung in der »Spelunke« und gehen mit der Inselpolizistin auf wilde Verbrecherjagd …

 

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