Günther Butkus ist passionierter Kaffee-Trinker und Uhrensammler. Vorzugsweise aus dem Hause Junghans. Die alten Schätzchen werden liebevoll wieder hergerichtet, damit sie auch für den täglichen Gebrauch taugen. Darauf legt er viel Wert. Damit es bei ihm immer richtig tickt.
Musik ist neben der Literatur für ihn das Salz in der Suppe. Klassiker wie die Beatles oder Springsteen stehen bei ihm im Regal, aber natürlich auch viele andre gute Sachen. Auf keinen Fall verzichten möchte der Pendragon-Chef auf kleine Club-Konzerte. Wenn er die Wahl hat, zieht Günther Butkus ein kühles Weizen jedem Rotwein vor.
Im Gespräch mit Chefredakteurin Michaela Pelz verrät der Bielefelder (den es wirklich gibt!), woher der Verlagsname stammt und wie er zu Romanverfilmungen steht.
„Ein Leben ohne Pendragon ist möglich, aber nicht sinnvoll …“ heißt es auf den bezaubernden Postkarten, die lange Zeit bei jeder Büchersendung aus Ihrem Hause dabei waren. Wie lange währt denn schon Ihr Leben MIT Pendragon?
Das war 1981, als ich den Verlag gründete. Unglaublich – wenn ich jetzt so darüber nachdenke …
Erinnern Sie sich noch, wie alles begann?
Als ich vor über 30 Jahren den Pendragon Verlag gründete, waren zunächst Prosa und Lyrik meine Themen.
Als Autodidakt im Verlagswesen bin ich zunächst viel herumgereist, habe mit Autoren und Kollegen gesprochen. Ich habe Werke von Günther Wallraff, Jean Cocteau und F.C. Delius verlegt. Und ich war immer auf der Suche nach neuen, interessanten Stoffen.
Das hat sich übrigens bis heute nicht geändert.
Krimis waren eigentlich schon recht früh meine Leidenschaft. Der erste Krimi, den ich las, und der mir nachhaltig im Gedächtnis blieb war „Der große Schlaf“ von Raymond Chandler. Auch Patricia Highsmith und James Lee Burke haben mich gefesselt und mir so manche schlaflose – weil durchlesene – Nacht beschert.
Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass bei uns mit „Sturm über New Orleans“ nach so vielen Jahren wieder eine deutschsprachige Erstausgabe von James Lee Burke erscheint mit Dave Robichaeux als eigenwilligem Ermittler.
Wie kam es zur Wahl des Verlagsnamens?
„Butkus Press“ wäre ja ebenfalls denkbar gewesen …
Bevor es mit dem Verlag so richtig losging, las ich die Artus-Sage, die mich sehr fasziniert hat. Dort stieß ich auf den Namen Pendragon. Der hat mich nicht mehr losgelassen – Pen für Feder und Dragon für Drache erschien mir passend. Marcel Keller, der für uns auch schon einige Werke aus dem Englischen übersetzte und Cover illustrierte, hat damals das erste Logo entworfen.
Was hat sich im Lauf der Jahre verändert?
Im Verlagswesen allgemein, in Ihrem Haus ganz konkret?
Sowohl bezogen auf das Programm als auch auf die Kontaktaufnahme und den Umgang zwischen Verleger und Autoren einerseits, sowie Verlag und Lesern andererseits?
Eine wichtige Veränderung stellen wir im Buchhandel fest. Leider mussten in den letzten Jahren viele kleinere Buchläden schließen, da sie mit dem großen Ketten nicht mehr konkurrieren konnten. Bei den unabhängigen Buchhandlungen ist häufig die Bereitschaft größer, auch mal Krimis einzukaufen, die nicht bereits auf den Bestseller-Listen stehen oder sich thematisch oder stilistisch jenseits des Mainstreams bewegen. Damit wird es für uns schwerer, unsere Bücher im Handel zu platzieren.
Zudem ist die Konkurrenz im Krimibereich größer geworden. Als wir uns auf Spannungsliteratur konzentrierten, hatte noch nicht jeder Verlag seine eigene Krimisparte im Programm. Für uns bedeutet das, dass wir uns immer wieder neu erfinden müssen, um die Nischen zu besetzen und unseren Platz in der facettenreichen Krimilandschaft zu finden.
In jüngerer Zeit ist uns das gut mit unserer Reihe „Geschichte erleben mit Spannung“ gelungen. Hier erscheinen Krimis, die einen Bezug zu Deutschlands jüngerer Vergangenheit haben.
So war beispielsweise Mechtild Borrmann mit „Wer das Schweigen bricht“ auf Platz 1 der KrimiZEIT und erhielt für ihr Werk 2012 den Deutschen Krimi Preis.
Einige Ihrer Titel sind in diesem Jahr verfilmt worden – früher glaubte man, dies sei der ultimative Ritterschlag, nicht nur für den Verfasser, sondern auch für seinen Verlag.
Ist das so, sind Sie jetzt ein gemachter Mann? ;-)
Ja, es ist schön, nicht mehr arbeiten zu müssen (lacht).
Aber im Ernst, der Geldsegen hält sich stark in Grenzen. Das Honorar für den Verkauf von Filmrechten ist nicht so üppig, wie vielleicht einige denken.
Aber natürlich freuen wir uns sehr, dass „Blut und Wasser“ von Roland Voggenauer vom ZDF unter dem Titel „Die Frau aus dem Moor“ verfilmt wurde. Und auch „Hattinger und die kalte Hand“ – bei uns im Original „Chiemsee Blues“ – von Thomas Bogenberger wurde grandios mit Michael Fitz und Edgar Selge umgesetzt.
Positiv ist dabei, dass der Name des Autors im Gespräch bleibt.
Spaß beiseite – ziehen die Verkaufszahlen denn nach der Ausstrahlung eines solchen Filmes tatsächlich spürbar an oder trifft das in erster Linie bei den bereits arrivierten Autoren zu, was denken Sie?
Der Umsatz zieht ein bisschen an, aber es findet kein regelrechter Run auf die Bücher statt. Das ist bei einer Kriminalgeschichte vielleicht auch normal, denn wer den Film gesehen hat, weiß, wie die Geschichte ausgeht.
Ob das bei arrivierten Autoren anders ist, ist schwer zu beurteilen. Da spielen noch andere Faktoren eine Rolle, sei es die Strahlkraft des Namens oder auch das Werbebudget des Verlags.
Und wie nahe ist Ihnen, der Sie ja gewissermaßen bei jedem Titel aus Ihrem Hause „Pate“ stehen, eine solche filmische Umsetzung?
Wenn man im Hinterkopf behält, dass ein Film ja nur 90 Minuten Zeit hat, eine Geschichte zu erzählen, ist es klar, dass bei einer Filmversion verschiedene Erzählstränge wegfallen müssen.
Ein Buch ist in der glücklichen Position, facettenreiche und komplexere Geschichten zu transportieren. Ein Film hat natürlich andere Mittel der Darstellung und damit andere Vorteile.
Aber trotz aller notwendigen Verkürzungen finde ich die beiden ZDF-Verfilmungen sehr gelungen. Das Drehbuch wird den Romanvorlagen absolut gerecht. Und bei der Auswahl der Schauspieler hat man wirklich ein glückliches Händchen bewiesen.
Für mich ist es immer etwas ganz Besonders, wenn ein Buch aus unserem Verlagsprogramm verfilmt wird.
Weg von den Bildern, zurück zu den Worten: Wie finden Sie neue Autoren?
Gehen Sie gezielt auf die Suche oder stehen potentielle Anwärter Schlange vor Ihrem Büro?
Wir bekommen sehr viele Manuskripte direkt von Autoren angeboten.
Daneben arbeiten wir auch mit Literaturagenten zusammen, die uns Buchprojekte anbieten.
Und manchmal ergibt sich auch durch persönliche Kontakte, wie beispielsweise bei den Messen in Frankfurt und Leipzig eine Zusammenarbeit.
Welche thematischen Schwerpunkte möchten Sie für künftige Programme beibehalten oder erweitern?
Und schließlich: Worauf dürfen sich die Pendragon-Fans im kommenden Jahr freuen?
So banal das klingt: Wir sind immer auf der Suche nach interessanten und neuen Stoffen. Der Krimi, der sich von der Masse abhebt.
In der nächsten Zeit möchten wir die erfolgreiche Jesse-Stone- und die Spenser-Reihe von Robert B. Parker fortsetzen. Im Frühjahr gibt’s gleich zwei neue Krimis mit Jesse Stone. Freuen dürfen sich die Krimi-Fans natürlich auf den schon angesprochenen neuen Roman von James Lee Burke „Sturm über New Orleans“. Mit der Dave-Robicheaux-Reihe geht’s natürlich auch weiter. David Gray hat mit „Kanaken-Blues“ einen atemlosen Thriller geschrieben, in dem ein bislang unbescholtener Bürger in den Sog der Gewalt gerät. Und Martin Schöne – unser Experte für die Schilderung von Action-Szenen – lässt seinen „Wolf sieht rot“ auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Malta spielen. Allerdings vor dem traurigen Hintergrund des Flüchtlingsdramas vor Europas Küsten. Hartenstein & Vocks widmen sich in „Ausstieg“ einem Kriminalkommissar, der in seiner Laufbahn schon zu viel gesehen und daher mit höchst unkonventionellen Methoden ermittelt. Und last but not least „Frau Maier sieht Gespenster“ von Jessica Kremser. Ein ebenso charmanter wie spannender Krimi um eine ältere Dame, die in diesem dritten Band wieder in ein Verbrechen verwickelt wurde. Zum Herbst wird es auch in unserer Reihe „Geschichte erleben mit Spannung“ wieder neue Titel geben.
Das klingt alles in der Tat nach einer Menge „spannender Geschichten“ – vielen Dank für das Beantworten der Fragen!
(mit Günter Butkus tauschte sich immer wieder sehr gern aus Chefredakteurin Michaela Pelz im Januar 2015)