Gastbeitrag von Snezana Galijas

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Bild: privat


Es ist mittlerweile lieb gewordene Tradition „meines“ Kolleginnen-Netzwerks Texttreff, dass sich Bloggerinnen rund um den Jahreswechsel gegenseitig Gastbeiträge „spenden“.
Die Zuordnung erfolgt per Los und ist immer eine spannende Überraschung für alle Beteiligten. So auch bei Werbe-und PR-Texterin Snezana Galijas. Welche ganz besondere Beziehung sie zum gewählten Thema hat … lassen Sie sich überraschen!

Dumme Gans? Cleveres Incognito-Image, das von einer Gans stammen könnte.

Ich schluckte. Ausgerechnet Krimi-Michi! Weil ich ja so auf Krimis abfahre. Viel zu aufregend, zu anstrengend, zumindest für jemanden, der sich mit Haut und Haar einer Geschichte hingibt. Aber das Los hat uns zusammengeführt. „Michi“, habe ich gesagt: „Ich habe Angst vor Krimis! Was soll ich bloß schreiben??“ Es geht nämlich ums Blogwichteln. Eine Erfindung des genialen Netzwerkes wortstarker Frauen – dem Texttreff. So wie andere sich mit Wichtelgeschenken gegenseitig „beglücken“, so verschenken wir Textfrauen das, was wir am besten können: (Blog-)Texte.
Kein Problem“, meinte Michi, die zum Glück immer eine gute Idee auf Lager hat. „Ich habe da etwas für Frau Wildgans! Einen Gänsekrimi, den kannst du rezensieren, wenn du magst.“ Gesagt, getan. (Für die Auflösung bezüglich „Frau Wildgans“ müssen Sie sich noch etwas gedulden.)

bergrath_todimanflug_240_381Tod im Anflug“ (von Karin Bergrath)
Ist es unanständig, bei einem Todesfall zu lachen? Ich schätze schon.
Aber ich konnte und kann auch jetzt nicht anders, wenn ich den Klappentext lese:
„Als der Reiher Neptunus im Morgengrauen mit weit aufgerissenem Schnabel und einem großen Loch in der Brust gefunden wird, ist es mit der Idylle auf dem Campingplatz vorbei.“
Genau meine Art von Humor und Kopfkino, das ich brauche, um einen Krimi zu lesen. Die Galgenkomik wird komplettiert durch die Anwesenheit von Tom. Tom ist CSI-Fan und sein großes Vorbild heißt Thomas Magnum. Die Klaviatur der Kriminalistik beherrscht der kluge Ganter perfekt, zumindest in der Theorie, denn zu seiner Lieblingsbeschäftigung zählt eine Leidenschaft, die er allabendlich mit Ede, dem Flügellosen teilt: Fernsehen, im Speziellen Krimis.

Auch Geflügelte haben ihre Ängste

Doch von diesem Geheimnis darf natürlich keiner seiner geflügelten Freunde etwas wissen. Obwohl Toms ungewöhnliche Fragetechniken und scharfsinnigen Schlussfolgerungen nicht unbemerkt bleiben. Als dann auch noch der flügellose Camper Alex tot aufgefunden wird, ist Tom in seinem Element.
Er heftet sich an die Kommissare Reiners und Hump, die noch völlig im Dunkeln tappen, während Tom bereits erste kriminalistische Erfolge verzeichnen kann. Das mit der Kommunikation zwischen Flügellosen und Gefiederten stellt eine weitere Hürde dar, aber jede Geschichte braucht ja auch seine Hindernisse.
Ausgerechnet der Riffler, vor dem am Campingplatz alle Gefiederten Angst oder zumindest großen Respekt haben, entpuppt sich als wichtiger Zeuge. Zum Glück war Tom so professionell, getrieben von der Wahrheit, sich seiner Angst zu stellen und den Riffler aufzusuchen. Aber auch der, so stellt sich heraus, hat seinen Schaff mit der Vergangenheit und dem Ruf, der ihm vorauseilt.
Und dann ist da noch Kormoran Rio, Toms selbsternannter Assistent, der im entscheidenden Moment nicht einsatzfähig ist, weil er mal wieder bleischwer ist. Aber er macht dies wett, indem er sich hin und wieder mit fremden, nämlich Toms kriminalistischen Federn, schmückt.
Tom wiederum setzt die „Talente“ seiner Mitarbeiter klug ein. Da Rio angesichts seiner temporären bleiernen Schwere ohnehin stundenlang an einer Stelle verweilen muss, kann er dies auch an strategisch wichtiger Stelle tun – z.B. zur Observation von Verdächtigen und zum Belauschen der Kommissare. Natürlich verrät Tom seinem Kumpel nicht, dass Stillsitzen eine Qual für ihn selbst ist. Gänse sind rastlose, aktive Vögel und ständig in Bewegung. Das bringt mich zur Frau Wildgans.

Typische Bewegungen der Gänse werden beim Dayan (=Wildgans) Qigong nachempfunden

Typische Bewegungen der Gänse werden beim Dayan (= Wildgans) Qigong nachempfunden (Bild: privat)

Sich die Eigenschaften der Gänse zunutze machen

Ich bin auch eher ruhe- und rastlos. Meditation zum Beispiel – ob im Sitzen oder Liegen – war für mich (als aktive Sportlerin und „Unruhegeist“) immer eine todsichere Methode, um schnell einzuschlafen. Kein Wunder, dass ich mich zu den Gänsen und ihrem Bewegungsdrang von Anfang an hingezogen fühlte.

Wussten Sie, dass Gänse extrem robuste, kraftvolle, langlebige und ausdauernde Tiere sind? Die können Tausende von Kilometer durch klirrende Kälte fliegen.
In China z.B. werden sie verehrt als Symbol für Langlebigkeit, Lebendigkeit, Anmut, Ausdauer und Kraft.Das Ganze fing vor langer Zeit so an: Das Verhalten der Wildgänse und ihre Bewegungen wurden vor etwa 3000 Jahren von daoistischen Mönchen am Fuße des Kunlun-Gebirges beobachtet, studiert und mit medizinischem Wissen kombiniert. Aus diesem Wissen haben die Mönche eine klug durchdachte, medizinische Bewegungsabfolge entwickelt. Ihr Ziel war es, mit den Übungen genauso gesund, lebendig und robust zu bleiben und lange zu leben wie die Gänse. Diese Choreographie aus Beuge-, Bück-, Dehn-, Dreh- und Laufübungen heißt Wildgans Qigong (chin. Dayan Chi-Kung). Einfache Bewegungen ohne Hilfsmittel, die so viel bewirken? Ich erklär’s Ihnen gleich, aber erst mal zurück zum Campingplatz:

Von treuen und saisonal vögelnden Vögeln

Tod im Anflug ist mehr als nur ein Krimi. Ganz nebenbei lernt man einiges über die Arten und Lebensgewohnheiten von Gefiederten. Gänse z.B. schnattern und streiten sich. Reiher hingegen haben Ehre und gehen Streit aus dem Weg. Eifersucht gibt’s, wenn dann nur unter Gänsen, Schwänen und Raben, die zeitlebens einem Partner treu sind. Weil Enten, Reiher, Kormorane und Haubentaucher sich jedes Jahr eine bzw. einen Neuen suchen, ist dort so ein Theater völlig unnütz, weshalb ein Reihermord aus niederen (Eifersuchts-)Motiven völlig plemplem wäre.
Während also mit jedem Verhör der Kreis der möglichen Neptunus-Mörder immer kleiner wird, steigt die Zahl derer, die Camper Alex auf dem Gewissen haben könnten. Dazu muss man wissen, dass die Flügellosen etwas anders geartet sind als die Gefiederten. Sie geben zwar vor, Gänse zu sein, benehmen sich aber oft wie Enten. Eigentlich wie Erpel, die sich gleich nach einer neuen Partnerin umsehen, sobald die Ente auf dem Nest sitzt und zu brüten beginnt.

Entzückend, menschlich, lustig

Erzählerisch haben wir es hier natürlich mit einer Fabel zu tun, und das macht die Geschichte trotz etlicher Mordfälle für mich als Krimischisser so entzückend lustig. Zum Beispiel, wenn Tom bei seinen Recherchen und Observierungen graszupfenderweise Todesangst aussteht, weil er auffliegen bzw. bei der Suche nach Beweismitteln auf frischer Tat ertappt werden könnte.
Tatsächlich wird es bei seinem großen Show-Down richtig gefährlich für Tom, aber wie erwähnt, sind Gänse robuste, langlebige Tiere.
Wer jetzt meint, der Fall sei zu Ende, darf sich noch auf eine kleine Überraschung freuen. Und die gibt’s, wie so oft, erst ganz zum Schluss.

Lassen Sie mich die Sache mit den Mönchen Wildgänsen noch beenden:

Das Wissen der Mönche basierte auf der Traditionellen Chinesischen Medizin, welche davon ausgeht, dass alles Leben auf dem ständigen Fließen und Speisen von Energie – dem sogenannten Qi – beruht. Die Chinesen gehen davon aus, dass der Mensch sich in ständiger Wechselwirkung mit den fünf Elementen (Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall) und den Gegensätzen Yin und Yang befindet und dabei (idealerweise) ständig von Qi, der universellen „Lebensenergie“ versorgt und genährt wird. Sie machen keinen Unterschied zwischen Materie und Energie.

Per Akupressur werden Organe und Meridiane angeregt

Per Akupressur werden Organe und Meridiane angeregt (Bild: privat)

Qi (das übrigens nach westlichen wissenschaftlichen Kriterien gemessen wurde) befindet sich im Übergang dazwischen. So bestehen unsere Organe ebenfalls aus „organspezifischer“ Qi-Energie. Die Organe werden genährt von Qi, das durch mehrere Energiekreislaufe durch den ganzen Körper fließt und alle Organe und Körperflüssigkeiten versorgt und sich mit ihnen im Austausch befindet. Diese Energiebahnen heißen Meridiane. Bei der Akupunktur werden ganz bestimmte Punkte auf diesen Bahnen aktiviert, um Qi-Blockaden zu lösen und eine ausgeglichene Versorgung mit Lebensenergie wiederherzustellen.

Zur TCM zählt neben der Arzneitherapie (Kräuter), der Akupunktur, Moxibustion, den Massagetechniken Tuina und Shiatsu auch Qigong. Die durchdachten Atem- und/oder Bewegungsübungen in den zahlreichen Qigong-Stilen sind alle darauf ausgerichtet, das Aufnehmen von frischem und Ausscheiden von verbrauchtem Qi zu regeln und zu unterstützen.

Dies ist nur ein Miniaturausschnitt aus dem großen Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ein Studium dauert in China sechs Jahre mit anschließender Spezialisierung. Wer bereit ist, sich auf diese, für westliche Mediziner fremdartige, nicht vergleichbare, aber nachweislich wirksame Methodik und Denken einzulassen, wird mit einem sehr spannenden und wirksamen Konzept belohnt.

Jetzt ein letzte Mal zurück zu Gänserich Tom.

Mit dem Ende aus dem ersten Roman im Hinterkopf habe ich Roman Nr. 2 Mord im Tiefflug aufgeschlagen. Hier geht es im Wesentlichen um das gleiche Prozedere.

Diesmal spielt das Ganze in einem kleinen Hafen. Auch wieder mit denselben Kommissaren und natürlich Tom, der, mit einem neuem Auftrag in der Tasche, parallel an mehreren Todesfällen arbeitet und dabei auf alte und neue Helfer zurückgreifen kann.

Auch wieder spannend bis zum Schluss. Ich als Nichtkriminalistin hatte zumindest ziemlich lange keine Ahnung, wer der Mörder war.

Eines hat mich im zweiten Buch etwas irritiert: Ich hatte nach den letzten Seiten des ersten Buch erwartet, dass die Zusammenarbeit zwischen Tom und den Kommissaren von nun an anders laufen würde und war schon sehr gespannt, wie die Autorin dies umsetzen würde. Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne zu viel zu verraten.

Insgesamt fühlte ich mich zwischen den vielen Fachbüchern, die ich sonst lese, von den beiden Romanen gut unterhalten und aus dem Alltag geholt. Leichte Lektüre also zum Entspannen für Frau Wildgans, gans ohne Nervenflattern.

Balanceübungen dienen dem inneren und äußeren Gleichgewicht und der Koordination

Balanceübungen dienen dem inneren und äußeren Gleichgewicht und der Koordination (Bild: privat)

Zur gefiederten Aufklärung:

Neben meinem Hauptberuf als Werbe-und PR-Texterin praktiziere ich täglich Dayan-Qigong.

Als „Frau Wildgans“ unterrichte ich diese in Deutschland kaum bekannte, aber hocheffektive Qigong-Form in eintägigen Kompaktkursen und in Verbindung mit Urlaub am Meer.

Ich habe eine Lehr-DVD zum autodidaktischen Lernen produziert und betreibe einen eigenen Blog rund um Qigong, Sport und Gesundheit.

Mehr Infos, Hintergrundwissen und Bestellmöglichkeit gibt es auf meiner Website. Ich freue mich, wenn ihr mal vorbeiflattert auf www.wildgans-qigong.de.“

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