Nachruf Andreas Hoh

Die Münchner Krimiszene hat einen ihrer prominentesten Vertreter verloren:

Im Alter von nur 52 Jahren verstarb im Dezember 2018 Andreas Hoh.

Als „Drahtzieher“ des Krimifestival München hatte sich der studierte BWL-er und Marketing-Manager seit mehr als 15 Jahren für die (literarische) Verbreitung des Verbrechens eingesetzt.

Dabei lockte er nicht nur hochkarätige Autoren an immer wieder ungewöhnliche (Lesungs-)Tatorte, sondern war von der Polizei gar mit dem Titel „Ehren-Kriminaler“ bedacht worden.

„Schau mal, ein Filmstar!“ „Ist das nicht….?“ So hörte man es aus den langen Schlangen der Besucherinnen und Besucher anfänglich häufig munkeln, wenn die Krimifans sich bei Veranstaltungen des Krimifestival München auf den Eingang zubewegten.

Denn da stand er, direkt am Einlass – unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung.
Doch wenn der Mann dann sein warmes Lachen erklingen ließ oder die, die er kannte, mit einer seiner Bärenumarmungen bedachte, dann wurde schnell klar, dass es sich mitnichten um Gérard Depardieu handelte, sondern um den „Hoh, Andy“.

Er war eine Institution – nicht nur in München, sondern überall dort, wo sich die namhaften Krimischriftstellerinnen und -schriftsteller aus aller Herren Länder über die Veranstaltungsreihe unterhielten, für die sich der gebürtige Münchner zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Sabine Thomas in den letzten 15 Jahren so tatkräftig eingesetzt hatte.

Sein Beruf hatte den Marketing-Experten nach Berlin geführt, doch der Ruf der bayerischen Heimat war doch stärker.
Dies – zusammen mit seinem Faible für den Spannungsroman und dessen vielfältige Facetten – sollte sich als großer Gewinn für all jene erweisen, die bei Veranstaltungen die Chance hatten, ihre Lieblingsautorinnen und -autoren zu erleben.

Und wo sie überall lasen (und noch lesen werden, denn das Krimifestival München wird auch 2019 ab Frühjahr wieder mit zahlreichen Highlights aufweisen):
Im Knast, in der Pathologie, in der BMW-Welt oder im Schiesskeller des Landeskriminalamts.
Auch vor großen Events hatte Hoh keine Scheu: Bei Lesungen mit Publikumslieblingen wie Stephen King oder Rita Falk lockte er jeweils rund 2.500 Zuschauern in den Bau des Circus Krone.

Knast, Pathologie, Dampfer oder Schiesskeller waren seine große Leidenschaft. Zudem betätigte er sich als Co-Herausgeber diverser Krimi-Anthologien zum Agatha-Christie-Preis, der bis 2014 auf dem Krimifestival München verliehen wurde.

Zu seinen Erfolgen zählen die legendären Lesungen mit US-Superstar Stephen King oder Rita Falk vor je rund 2.500 Zuschauern im Circus Krone Bau, die Auszeichnung mit dem „1. Deutschen Lesepreis“ und die Ernennung zum “Ehren-Kriminaler” der Münchner Polizei.


Zusammen mit Krimi-Autorin Sabine Thomas, mit der er sich 30 Jahre lang erst privat, dann auch beruflich ergänzte, hob Andreas Hoh 2008 das Krimifestival Fünfseenland und ein Jahr später die Tegernseer Kriminächte aus der Taufe.

Ein solches Engagement blieb auch der Stiftung Lesen und der Commerzbank-Stiftung nicht verborgen. Sie honorierte diese Leistungen 2013 mit dem „Deutschen Lesepreis“.

 

Er wird fehlen, dieser Andreas Hoh, der neben seiner Tätigkeit als Festival-Veranstalter auch Co-Herausgeber diverser Krimi-Anthologien und Juror in Fachjurys von Krimipreisen war.
Als Ideengeber für immer neue Wege, die verwöhnten Krimifans aus ihren warmen Stuben und weg von ihren Streaming-Lagerfeuern mitten hinein ins „echte Leben“, in die tatsächliche Begegnung mit jenen Frauen und Männern zu locken, die ihrerseits im stillen Kämmerlein das entstehen lassen, was so viele Menschen begeistert.
Als geschätzter Gesprächspartner am Kneipentisch vor und nach einer Lesung.
Vor allem aber als ein Mann von großer Herzlichkeit und unglaublicher Präsenz, der die Krimiveranstaltungskultur an der Isar nachhaltig geprägt hat.

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